Informationen gibt es an vielen Ständen, wie hier bei Anja Grabitz (links) von NDB. Fotos: Stief
Verkehrswende rückt die E-Mobilität in den Blick
26. September 2019
STADE. So viele E-Autos auf hat der Platz am Sande wohl noch nie
gesehen: Zusammen mit E-Bikes gaben sie die Kulisse für den
Verkehrswendetag in Stade. Dabei wurde deutlich: Das Umdenken
müsste grundlegender sein, als nur von Benzin- auf E-Autos
umzusatteln.
Für eine Abkehr vom Auto trat am vehementesten Professor Heiner Monheim
ein, der sich als Fahrrad-Papst in Deutschland einen Namen gemacht hat. Er
plädierte dafür, Fußgängern und Fahrradfahrern mehr Platz im
Verkehrsgeschehen zu geben, Busverkehr attraktiver zu machen. Dann würden
erheblich mehr Menschen klimafreundlich unterwegs sein. Monheim sprach
Landrat Michael Roesberg direkt an, als er ihn aufforderte, gleich mal 100
E-Mini-Busse in Aachen zu bestellen, um der Verkehrswende Gesicht zu geben.
Nach Besuchen in China und in der Schweiz stellte Monheim ernüchtert fest:
„Deutschland ist in Sachen Mobilität ein Entwicklungsland.“
E-Auto hat viele Feinde
Um nachhaltige Mobilität ging es beim Verkehrswendetag, zu dem die
Wirtschaftsförderung des Landkreises und die Klimawerkstatt als
Zusammenschluss von Firmen und Kommunen aus der Region geladen hatten.
Insbesondere Entscheider aus Wirtschaft und Verwaltung, die für
Fahrzeugflotten verantwortlich sind, waren da ins Visier genommen worden.
Was den geringen Zulauf an Publikum erklärt. Den Ausführungen unterm
Sonnensegel folgten um die 50 Interessierte. Dort erklärte Professor Felix
Kruse, warum das E-Auto im Vergleich zum Benziner in Sachen Klima deutlich
besser abschneidet.
Auch wenn das E-Auto viele Feinde habe – Ölkonzerne, Zulieferbetriebe – sei
die Umweltbilanz bestens. „Steigen Sie um“, riet der Ingenieur den Zuhörern.
Wie das in der Praxis aussehen könnte, berichtete Dr. Hans-Joachim Raydt für
die Dorfstromer, die im Alten Land und in Horneburg mit drei E-Autos im
Sharing-System unterwegs sind. Auch Domino’s habe seinen Fuhrpark bereits
zu 30 Prozent auf Elektro umgestellt, in vier bis fünf Jahren soll der
Benzinmotor ausgedient haben, so Bastian Brenn.
Mehr zu Fuß gehen
An den Ständen auf dem Sande sorgten viele Firmen für guten
Informationsfluss. Für die kurzen Wege innerhalb der Stadt empfahl Hans-Peter
Möck vom Radhaus das E-Bike. Die KVG berichtete über ihr Engagement bei
Elektro und Wasserstoff, und die Stadtwerke Buxtehude und Stade konnten
darüber informieren, wie das E-Auto mit eigener Ladestation in die Garage zu
Hause passt.
In einem Ausblick empfahl Professor Monheim, sich mehr auf das Gehen zu
besinnen. Und Professor Kruse, seit ein paar Tagen Vorsitzender der CDU in
Stade, sagte, der Autoverkehr sei in Stade bis an die Grenze getrieben worden.
Die Fixierung aufs Auto müsse gelöst werden.